Weser-Kurier vom 03.01.2024


Die rastlose Allrounderin


Warum Milana Litau aus Ritterhude jeden Tag sportlich unterwegs ist – und was ihr großer Traum ist




Ritterhudes Milana Litau ist nicht nur eine erfolgreiche Leichtathletin,

sondern auch beim Bogenschießen erfolgreich aktiv. 


Milana Litau von der TuSG Ritterhude powert sich sechsmal in der Woche entweder in der Leichtathletik oder beim Bogenschießen für den Vegesacker SV aus. „Ich habe unendlich viel Energie“, verrät die 15-Jährige, deren Trainingsfleiß sich auch bereits mit einer Teilnahme an den Deutschen Meisterschaften im 100-Meter-Sprint in diesem Jahr in Stuttgart ausgezahlt hat.


Die Allrounderin gehört auch dem Landeskader für Bremen und Niedersachsen in der Leichtathletik an. Bis vor Kurzem hatte Litau auch noch zum Bogen-Landeskader gezählt. „Da bin ich aber rausgeflogen, weil ich nicht mit der Leichtathletik aufhören wollte“, informiert die Gymnasiastin. Aus ihrer Sicht sei es zu früh, sich schon auf eine Sportart festzulegen. „Und seitdem ich nicht mehr im Landeskader bin, macht mir auch das Bogenschießen wieder mehr Spaß“, sagt Milana Litau. Ansonsten ist Litau vor allem eine ausgezeichnete Sprinterin.


Bei den Norddeutschen Meisterschaften stellte sie in 12,59 Sekunden eine neue Bestzeit über die 100 Meter auf. Mit dieser Zeit führt die Ritterhuderin die Landesbestenliste des Geburtsjahrgangs 2008 mit einem Vorsprung von einer Hundertstel Sekunde auf ihre Dauerrivalin Lolle Bo Sandmeister von der LG Lüneburg an. „Ich bin ausgeflippt, als ich das gesehen habe“, verrät Milana Litau. Bei den jüngsten Freiluft-Landesmeisterschaften hatte sie Sandmeister erstmals bezwungen. Zum Titel langte es aber dennoch nicht, weil Litau im Vorlauf stürzte und sich dabei den Oberschenkel blutig schlug. „Dazu kamen dann noch die knapp 30 Grad in Verden“, gibt die Zehntklässlerin des Gymnasiums in Ritterhude zu bedenken.


Training mit Jana Müller-Schmidt 


Verletzungen waren ohnehin ein großes Thema für Milana Litau im Jahr 2023. Bei einem Hürdensprint knickte sie um und konnte zwei Monate mit Schmerzen am Knie nicht trainieren. „Das war eine schlimme Zeit für mich. Ich hasse es, einfach nur stillzusitzen“, erklärt die Schülerin. Zur DM reiste sie dann mit einer Zerrung. Dennoch langte es für sie immerhin zum Einzug ins B-Finale. Milana Litau sprintet aber nicht nur, sondern betreibt auch noch Kugelstoßen und Speerwurf. „In meinem Alter ist es wichtig, sich noch nicht auf eine Disziplin festzulegen, um sich nicht zu verletzen oder zu schnell zu verbrennen und damit die Lust am Sport zu verlieren“, sagt die Ritterhuderin. Da trifft es sich gut, dass sie einmal in der Woche im Fitnessstudio von der ehemaligen Siebenkämpferin und immer noch extrem erfolgreichen Kugelstoßerin Jana Müller-Schmidt trainiert wird. „Jana nimmt sich nicht zurück, was das Leiden anbetrifft. Das ist auch gut so, weil man sonst nicht weiterkommt“, versichert die 15-Jährige.


Einmal die Woche trainiert Milana Litau auch gemeinsam mit ihrem Vater, dem erfolgreichen Pistolenschützen des Vegesacker SV, Max Litau, im Fitnessstudio. „Den Ehrgeiz habe ich von meinem Vater geerbt“, verrät sie. Litau weiß auch ganz genau, was sie vom Leben will. „Ich möchte einmal Chirurgin werden“, lässt die Sportlerin wissen. Sie sei einfach vom menschlichen Körper fasziniert. „Deshalb ist Biologie auch mein Lieblingsfach“, so Litau. Da sie für das angestrebte Medizinstudium gute Noten braucht, lässt sie das Schulische bei all dem ganzen Sport nicht schleifen. „In der Schule läuft es aber sehr gut“, berichtet die Ritterhuderin.


Disziplin als oberstes Gebot


Hinter Erfolg steckt eine Menge Disziplin. Nur wenn man sich anstrengt, kann man auch etwas erreichen. Das wurde mir schon als kleines Kind beigebracht“, ist die junge Athletin fest überzeugt. Inzwischen hat auch ihre acht Jahre jüngere Schwester Anni Litau mit dem Kindertraining bei der TuSG Ritterhude begonnen. Milana Litau trainiert als Mitglied der Startgemeinschaft Osterholzer Leichtathleten währenddessen einmal wöchentlich im Waldstadion in Osterholz-Scharmbeck unter Coach Reinhard Wagner. „Sein Training gefällt mir auch sehr gut“, versichert sie.


Mit elf Jahren hatte Litau mit der Leichtathletik begonnen. Im nächsten Jahr wechselt Litau nun aus der U16 in die U18 und gerät dort als jüngerer Jahrgang automatisch in die Außenseiterrolle. Um sich erneut für die DM zu qualifizieren, die in Mönchengladbach stattfinden wird, muss sie ihre Bestzeit noch um eine Zehntelsekunde steigern. „Ich peile 12,4 Sekunden an“, sagt die ambitionierte Sportlerin, die im Zuge der Corona-Pandemie ein ganzes Jahr Training in der Leichtathletik verlor. So ein ganz kleines bisschen schielt Litau auch in Richtung EM-Quali. Die dafür erforderliche Zeit von 12,15 Sekunden ist aber zumindest für das Jahr 2024 ziemlich utopisch. „Aber 2025 möchte ich das gerne schaffen." Im Kugelstoßen hält Milana Litau mit einer Weite von 10,68 Metern Platz vier in der Landesbestenliste der Mädchen W15. „Das Kugelstoßen ist gut für die Koordination. Nur zu sprinten, fände ich auch langweilig“, sagt Litau.


Für das Kugelstoßen kann sie kräftige Arme gebrauchen. „Die trainiere ich aber nur einmal in der Woche, weil ich mit Muskelkater in den Armen schlecht im Bogenschießen bin“, so Litau. Im Bogenschießen zählt die 15-Jährige auch als jüngstes Mitglied zum Landesliga-Team des Vegesacker SV. Sie hat auch bereits am Luftgewehr-Freihand-Schießen in Vegesack geschnuppert. „Aber das schaffe ich wegen der Schule nicht auch noch“, informiert die rastlose Allrounderin.